Lina Hähnle gründete im Jahre 1899 den Bund für Vogelschutz und führte diesen Vorläuferverband des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) 38 Jahre lang. In Anlehnung an ihren Pioniergeist und ihre bereits früh gesteckten Ziele im Arten- und Naturschutz wird seit 1989 vom NABU die Lina-Hähnle-Medaille an Personen (seit 2005 auch an NABU-Gruppen) verliehen, die sich in besonderem Maße um den Natur- und Umweltschutz in Deutschland verdient machen. Zu den Geehrten zählen unter anderem der Vater des Nationalpark-Programms und spätere NABU-Vizepräsident Michael Succow, der ehemalige Umweltpolitiker und heutige Brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck sowie der ZDF-Umweltredakteur Volker Angres.
Anlässlich der Tagung des NABU-Parlaments am 8. und 9. November 2008 in Frankfurt wurde diesmal die Kreisgruppe Holzminden als NABU-Gruppe des Jahres 2008 mit der Lina-Hähnle-Medaille ausgezeichnet.
In seiner Laudatio würdigte NABU-Präsident Olaf Tschimpke das beispielhafte Engagement des NABU Holzminden für die Förderung des Natur- und Umweltschutzes vor Ort sowie die Entwicklung des NABU auch über die Kreisgrenzen hinweg. Auch die Erfolge des NABU Holzminden im Arten- und Biotopschutz sowie bei der Umweltbildung hob er hervor.
So ist es aktiven NABU-Mitgliedern aus dem Landkreis Holzminden zu verdanken, dass es im Weserbergland wieder Uhus und Wanderfalken gibt. Auch die Zahl der Schleiereulen konnte erhöht werden, weil der NABU in Scheunen und Kirchen 150 Nistkästen aufgehängt hat. Der Bestand der Wasseramsel hat sich im Kreisgebiet vor allem deshalb stabilisiert, weil für sie vom NABU unter Bachbrücken bisher 82 Nisthilfen angebracht wurden. Zudem ist der Landreis Holzminden dank des NABU sehr Fledermaus-freundlich eingestellt, die Amphibien werden auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer tatkräftig unterstützt und die Hornissen- und Wespen werden weniger stark verfolgt als noch vor einigen Jahren. All diese Artenschutzmaßnahmen sind nur Beispiele der vielfältigen Aufgaben aktiver NABU-Mitglieder im Artenschutz.
Da man Arten aber am besten schützen kann, indem man deren Lebensräume sichert, hat der NABU Holzminden insgesamt 25 Schutzgebiete mit fast 60 Hektar gekauft oder gepachtet, die zum Teil aufwändig gepflegt werden müssen. Die Biotope umfassen Feuchtgrünland, Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen, Laubmischwald, Hecken- und Feldgehölze. Ein Schwerpunkt des Biotopschutzes bildet für den NABU Holzminden die Renaturierung der Weseraue. NABU-Präsident Olaf Tschimpke (links) überreicht die Lina-Hähnle-Medaille an Ulrich Frischgesell vom NABU Holzminden. (M. Frischgesell)Auf verschiedenen Eigentumsflächen entlang der Weser sind Initialmaßnahmen vorgenommen worden, um eine natürliche Entwicklung einer Flussaue zu ermöglichen. Inzwischen bekommt man bereits eine Ahnung davon, wie die Weseraue früher einmal ausgesehen hat und später aussehen wird.
Dieses Weserauenprojekt des NABU Holzminden erfuhr im Mai 2008 eine besondere Anerkennung: Es wurde gemeinsam mit drei anderen Projekten aus 60 Bewerbungen ausgewählt, um bei der 9. UN-Naturschutzkonferenz in Bonn den Delegierten aus aller Welt als ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Arbeit zum Schutz der Artenvielfalt präsentiert zu werden (der TAH berichtete).
Der Schwerpunkte nicht genug: Sehr bekannt und beliebt im Landkreis Holzminden und Umgebung ist die Natur-Erfahrungs-STätte, kurz NABU-NEST. In dieser Umweltbildungseinrichtung finden regelmäßig öffentliche Veranstaltungen oder Aktionen von Kindergartengruppen und Schulklassen statt. Im Laufe der letzten zehn Jahre sind 143 Veranstaltungen im NABU-NEST von rund 2200 Kindern und 1100 Erwachsenen besucht worden. Seit Mai 2008 betreut zudem eine Jugendgruppe, die Naturschutzjugend NAJU, eigenverantwortlich eine benachbarte Streuobstwiese.
„Bei diesen vielen Aktivitäten ist es kein Wunder, dass die Zahl der Mitglieder ständig wächst“, stellte Olaf Tschimpke fest, „der NABU Holzminden ist zu Recht NABU-Gruppe des Jahres 2008!“ Ulrich Frischgesell nahm als Vorstandssprecher die Auszeichnung entgegen: „Ich bin überzeugt, dass auch andere Gruppen erfolgreich arbeiten, doch freue ich mich natürlich für alle Mitglieder und insbesondere für die aktiven Naturschützer über die Auszeichnung des NABU Holzminden.“
Bild oben: Die Lina-Hähnle-Medaille
Bild unten: NABU-Präsident Olaf Tschimpke (links) überreicht die Lina-Hähnle-Medaille an Ulrich Frischgesell vom NABU Holzminden