Das NABU-Schutzgebiet 27 "Dasper Steinbruch"

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Das NABU-Schutzgebiet 27  "Dasper Steinbruch

 

liegt  am Ortsrand von Daspe, ist 0,9543 ha groß (dazu gehören noch zwei Weserwiesen mit 240 m2 und 1.385 m2) und seit 01.11.2011 im Eigentum des NABU Holzminden.

 

Beschreibung:  Es handelt sich um stillgelegtes Abbauland (Tagebau, Grube, Steinbruch außer Betrieb) mit den schützenswerten Biotoptypen:

Eichen-Mischwald trockenwarmer Kalkstandorte  /  Laubgebüsch trockenwarmer Kalkstandorte /  Typischer Kalk-Magerrasen  /  Saumartenreicher Kalk-Magerrasen  /  Kalkmagerrasen-Pionierstadium

Das Grundstück ist vom Landkreis Holzminden unter dem Kennzeichen GB HOL 4022/003 in das Verzeichnis der geschützten Teile von Natur und Landschaft gemäß § 30 Abs. 7  BNatSchG aufgenommen worden.


Foto: Ulrich Frischgesell
Foto: Ulrich Frischgesell

Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2011 stand der Vorstand vor der Frage, ob er einen ehemaligen Kalksteinbruch am Ortsrand von Daspe erwerben soll. Dieser wurde von den Eigentümern dem NABU angeboten, weil sie von dessen Wert für den Naturschutz überzeugt waren und ihn deshalb am liebsten einem Naturschutzverband verkaufen würden.

Bei solchen Angeboten ist jeweils zu prüfen:

  • Ist das Gebiet ökologisch wertvoll?
  • Ist es gefährdet?
  • Können notwendige Pflegemaßnahmen geleistet werden?
  • Kann der NABU den Kauf finanzieren?

Die ersten Erkundungen ergaben, dass der Steinbruch eine hohe ökologische Bedeutung hat, deshalb hat ihn auch der Landkreis Holzminden in das Verzeichnis der geschützten Teile von Natur und Landschaft gemäß § 30 Abs. 7 BNatSchG aufgenommen. Auf dem Grundstück befinden sich die schützenswerten Biotoptypen: Eichen-Mischwald trockenwarmer Kalkstandorte, Laubgebüsch trockenwarmer Kalkstandorte, Typischer Kalk-Magerrasen, Saumartenreicher Kalk-Magerrasen und Kalkmagerrasen-Pionierstadium.

 

Und Karsten Dörfer stellte fest:
„Der ehemalige Steinbruch ist gerade durch seine Lage direkt an der Weser, die auch eine Ausbreitungs- und Vernetzungsachse für Pflanzen- und Tierarten darstellt, durch seine Nähe zu einer vielfältigen Umgebung und durch seine spezielle Form schon etwas ganz Besonderes.

 

Seine schützende Form, fast wie ein Amphitheater, die Exposition seiner offenen Flächen zur Sonne und seine Lage direkt an der Weser schaffen ein extrem günstiges Mikroklima, wie man es hier in der Nähe nur sehr selten findet. So entstehen an den Hängen hervorragende Lebens- und Sonnungsbedingungen für wärme-liebende Insektenarten, aber auch für Reptilien und sogar Amphibien.

 

Die Temperaturunterschiede zur Umgebung dürften an sonnigen Tagen oft erheblich sein. Gerade im Frühjahr, wenn die eigentliche Lufttemperatur oft noch niedrig ist, spielt die Möglichkeit, solche aufgeheizten Flächen aufzusuchen, für viele Arten eine große Rolle, die sogar über Bestand oder Untergang einer Population entscheiden kann. Das Kleinklima solcher Bereiche bietet oft Qualitäten, die man im Großen erst viele hundert Kilometer weiter südlich findet - besonders für wechselwarme Tiere.

 

Die Gehölzsukkzessionsflächen in der Sohle und im Eingangsbereich sind natürlich von großer Bedeutung für viele Vögel und Kleinsäuger (wie z.B. die streng geschütz- te Haselmaus) und sie wären gute Landlebensräume für mehrere Amphibienarten. In der Nähe sind kleine Quellbäche und etwas weiter entfernt die Quellsümpfe und kleinen Wasserlöcher am Heiligenberg. In den Quellbächen und am Heiligenberg leben mehrere Molcharten.

Foto: Ulrich Frischgesell
Foto: Ulrich Frischgesell

Der Steinbruch wäre sehr gut passend für die z.B. am Heiligenberg nachgewiesene Schlingnatter und ein guter Überwinterungsort für die an und in der Weser auftretende Ringelnatter. Auch die Zauneidechse wird hier zu finden sein. Und für den Uhu bieten die (freigestellten) Steilwände potentielle Brutplätze.

 

An wärmeliebenden Insektenarten wurden z.B. der "stark gefährdete" Schwalbenschwanz, die mediterrane Wanze Phymata crassipes und die Streifenwanze (Graphosoma lineatum) nachgewiesen. Zahlreiche andere Arten dürften bei gründlichen Untersuchungen festzustellen sein, so der stark gefährdete Jakobskrautbär Tyria jacobaeae, die Laubholz-Säbelschrecke, einige gefährdete Widderchenarten oder der für mageres Grünland typische Schachbrettfalter, der in Südniedersachsen zwar noch nicht als gefährdet gilt, aber auf Reliktflächen zurückgedrängt wurde.

 

Charakteristisch für die südexponierten Hänge des Steinbruchs sind neben offenen Flächen vor allem Trockenrasen und magere Brachestadien mit folgenden typischen Pflanzenarten: Fieder-Zwenke, Blaugrüne Segge, Wirbeldost, Wilde Möhre, Gewöhn-licher Natternkopf, Zypressen-Wolfsmilch, Kleines Habichtskraut, Pyramiden-Schillergras, Gewöhnlicher Hornklee, Dorniger Hauhechel, Gewöhnlicher Dost, Kleine Bibernelle, Jakobs-Greiskraut, Schwalbenwurz, Rauhaariges Veilchen, Kleiner Wiesenknopf.“

 

Nachdem die erste Frage eindeutig beantwortet werden konnte, galt es zu prüfen, ob das Gebiet gefährdet ist. Da der Steinbruch auf jeden Fall verkauft werden sollte, war dessen Zukunft sehr unsicher. Auch wenn große Veränderungen wegen des naturschutzrechtlichen Schutzstatus nicht erlaubt sind, könnte vor allem die Flora stark beeinträchtigt werden, sollte das Gelände zum Beispiel als Lagerstätte oder für Freizeitaktivitäten genutzt werden. Eine Gefährdung des Steinbruchs war deshalb nicht auszuschließen.

 

Weiterhin musste geklärt werden, ob die Belastung für die Naturschutzaktiven nicht zu groß würde, wenn zu den bereits bestehenden 26 Schutzgebieten ein weiteres dazu kommt und Pflegemaßnahmen erfordert. Doch vorbehaltlich der Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde werden wohl nur folgende Arbeiten erforderlich werden: Am Eingang des Steinbruchs sollte ein kleiner Zaun den Zugang versperren. Die Abraumhänge müssten behutsam entbuscht, und vor den steilen Felswänden könnten einige wenige Bäume gefällt werden. Danach muss man das Gebiet nur noch regelmäßig kontrollieren und eventuell auf Veränderungen reagieren.

 

Die größte Hürde für den NABU Holzminden war aber die Finanzierung des Grundstückerwerbs. Doch auf einen entsprechenden Antrag überraschte die Naturschutzstiftung des Landkreises mit der Zusage, den vollen Kaufpreis zu bezuschussen. Die Kreisgruppe musste nur die Kosten für den Notar und das Grundbuchamt sowie die Grunderwerbssteuer tragen.

 

So kam es, dass der NABU Holzminden seit dem 1. November 2011 Eigentümer des neuen Schutzgebietes "Dasper Steinbruch" ist.


Wie vielfältig die Schmetterlingsfauna im Dasper Steinbruch ist, erfährt man hier