Das NABU-Schutzgebiet 22 "Weseraue am Heidbrink"

...liegt ca 1 km westlich von Reileifzen an der Weser, hat eine Größe von 9,0765 ha und ist seit 01.07.2005 vom NABU gepachtet.

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Beschreibung:

An die Waldbestände angrenzend erstrecken sich durch Kiesabbau entstandene Abgrabungsgewässer sowie frühere Acker- und Brachflächen, die im Einflussbereich des Hochwassergeschehens der Weser liegen. Die Maßnahmen im Zuge des Projekts „Renaturierung der Weseraue“ haben eine  altwasserartige Flutrinne mit unterschiedlichen Wassertiefen geschaffen, durch einen Rohrdurchlass und eine mäanderförmige Rinne mit der Weser verbunden, außerdem mehrere Kleingewässer, Gehölzinseln zur Auenwaldentwicklung auf der Gesamtfläche, eine Hecke zur Gebietsabgrenzung sowie die Anlage einer Flachwasserzone am Teich.

 
Schutzziele:

Die Weseraue soll sich in diesem Bereich in eine komplette natürliche Vegetationsabfolge vom Fluss über die Aue bis zu typischen Buchenwäldern des niedersächsischen Hügellandes entwickeln. Durch die Belebung der natürlichen Hochflutdynamik der Weser entstehen wieder verloren gegangene Biotoptypen, die durch den Fluss künftig eigendynamisch regeneriert und erhalten werden und bedrohten Tier- und Pflanzenarten der natürlichen Flussauen sowie ziehenden Wasservögeln als Ersatzlebensraum dienen.

Überflugdatum: 01.07.2013
Überflugdatum: 01.07.2013

Die Renaturierung der "Weseraue am Heidbrink“

Wieder einmal war es der Kiesabbau, der dem NABU die Möglichkeit eröffnete, die natürliche Vielfalt und die ökologische Funktionsfähigkeit einer Flussaue in einem weiteren Bereich an der Weser wieder herzustellen.

 

Weil für das bisher tätige Kieswerk ein weiterer Kiesabbau dort nicht mehr wirtschaftlich war, wurde 2004 das rd. 9 Hektar große Gebiet zum Kauf angeboten. Bei den Flächen, die zum Naturschutzgebiet „In den Eichen“ gehören, handelte es sich um eine durch Kiesabbau entstandene Wasserfläche, um Brachland und um Ackerland.

Der NABU Holzminden war zwar interessiert, doch überstieg der Kaufpreis bei weitem seine finanziellen Mittel. Als sich die Möglichkeit auftat, eventuell Fördermittel aus dem Nieder-sächsischen Fließgewässerprogramm zu erhalten, konnte der Landkreis Holzminden zur Übernahme der Trägerschaft gewonnen werden, weil nur Körperschaften des öffentlichen Rechts Zuwendungsempfänger sein können, nicht aber Naturschutzverbände. Leider standen zum Jahresende 2004 dann doch keine Mittel zur Verfügung, aber zum Glück erklärte sich das niedersächsische Umweltministerium auf Anfrage des Landkreises bereit, 90 Prozent des erforderlichen Betrages zur Verfügung zu stellen. Die restlichen zehn Prozent sowie die Notarkosten übernahm der Landkreis und erwarb die Fläche am Heidbrink.

In einem Vertrag mit dem Landkreis wurde im Juli 2005 vereinbart, dass das Gebiet dem NABU unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird und er die Planung, Finanzierung und Durchführung der Renaturierungsmaßnahmen übernimmt.

 

Das Vorhaben wurde von einer Projektgruppe begleitet, der Ulrich Frischgesell, Stefan Jacob, Gernot Liebau und Dr. Helmut Roth sowie der Diplombiologe Karsten Dörfer als Experte für Auenrenaturierung und beauftragt mit der Maßnahmenplanung und naturschutzfachlichen Begleitung angehörten.

 

Folgende konkrete Maßnahmen sollten durchgeführt werden:

  • Vertiefung einer noch ansatzweise erkennbaren ehemaligen Flutrinne auf einer Länge von etwa 200 m und über eine Breite von bis zu 25 m, die in das Abgrabungsgewässer mündet;
  • Anbindung der Flutrinne an die Weser durch die Installation eines Rohrdurchlasses mit einem Durchmesser von 0,6 m unter dem Radweg. Das dadurch abgesenkte Einströmungsniveau führt zu einer häufigeren Überflutung der Fläche durch die Weser;
  • Anlage von ca. 15 Kleingewässern unterschiedlicher Tiefe innerhalb sowie außerhalb der Flutrinne;
  • Erweiterung der Wechselwasserzone im Mündungsbereich der Flutrinne;
  • inselartige Initialpflanzungen mit Hart- und Weichhölzern, je nach Überflutungsdauer;
  • Sichtschutzpflanzung entlang des Radweges;
  • Installation einer Informationstafel am Radweg, mit Informationen zum Renaturierungsprojekt.

Nachdem die Finanzierung des Projektes durch Zuschüsse der Naturschutzstiftung des Landkreises Holzminden und der Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gesichert war, konnte im September 2005 mit den Erdarbeiten begonnen werden. Innerhalb von sieben Arbeitstage wurden gut 4.000 Kubikmeter Boden gelöst, zu einer Miete aufgeschoben und später für eine andere Bau- maßnahme verwendet. Des Weiteren wurden in der Flutrinne sowie auf der übrigen Fläche insgesamt 10 Mulden mit einer Fläche von jeweils etwa 15 Quadratmetern und einer Tiefe von bis zu einem Meter ausgehoben, später folgten fünf weitere, etwa doppelt so große und tiefe Kolke. Auch der Rohrdurchlass, mit dessen Hilfe die ausgehobene Flutrinne an die Weser angebunden und das Einströmungsniveau um rund einen Meter gesenkt wird, wurde installiert.

Große Pflanzaktion

Am 1. April 2006 trafen sich im NABU-Schutzgebiet am Heidbrink rund 30 Aktive zu einer Pflanzaktion.

Entlang des Radwegs wurden auf einer Länge von rund 300 m und auf einer Tiefe von dreieinhalb Metern etwa 1.800 Pflanzen  - Schwarzdorn, Weißdorn, Brombeere und Heckenrose - und im Gelände verteilt auf Pflanzinseln je 25 Gehölze  - Holzapfel, Wildbirne, Stieleiche, Esche, Linde und Pfaffenhütchen -  gesetzt. Nachdem die rund 2.000 Bäume und Sträucher gepflanzt waren, gab es für alle Aktiven zum Abschluss unter der großen Linde ein deftiges Chili con Carne mit Fladenbrot sowie Kaffee und Kuchen.

Offizielle Einweihung

Im Mai 2006 waren die Renaturierungsmaßnahmen  im Wesentlichen abgeschlossen, so dass das Projekt  in einem offiziellen Rahmen der Öffentlichkeit sowie allen an der Umsetzung des Projektes beteiligten Firmen, Institutionen und Personen vorgestellt werden konnte. 

Renaturierung zweiter Teil

Im Jahr 2010 ergab sich die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Holzminden und dessen Eigenbetrieb "Abfallwirtschaft" das Entwicklungspotenzial des Gebietes noch einmal deutlich zu  verbessern. Denn für die Abdeckung der nahe gelegenen Mülldeponie auf dem Kapenberg wurde Rohboden benötigt, der gut von der kreiseigenen Fläche am Heidbrink entnommen werden konnte.

 

Durch die Entnahme von rund 30.000 Kubikmetern Boden – das entspricht etwa 3.000 LKW-Ladungen –  wurden zwei ausgedehnte Senken mit einer Tiefe von bis zu vier Metern geschaffen, in denen sich aufgrund variierender Profilierung weitere Kleingewässer unterschiedlicher Wassertiefe bilden werden. Die Senke im oberen Teil des Gebietes ist an die Flutrinne angebunden und wird bei einströmendem Hochwasser in erster Linie durch den Rohrdurchlass gespeist. Die Senke im unteren Teil der Fläche mündet auf einer Breite von rund 40 Metern in den Kiesteich. In diesem Übergangsbereich ist eine ausgedehnte Wechselwasserzone entstanden, die im Gegensatz zu den übrigen, überwiegend steil abfallenden Ufern des Kiesteichs vergleichsweise flach ist.

 

Getrennt werden die beiden Senken durch einen zwischen 10 und 50 Meter breiten Rücken. In einigen Bereichen wurde der Boden so abgetragen, dass ausgeprägte Steilwände entstanden sind, so dass Eisvogel und Uferschwalbe dort nun geeignete Strukturen zur Anlage von Brutröhren vorfinden.

Fazit:

Durch die bisherigen Renaturierungsmaßnahmen werden zahlreiche auentypische Lebensräume mit ihrer charakteristischen, zum Teil stark gefährdeten Tier- und Pflanzenwelt entstehen. Darüber hinaus wird sich in Kombination mit dem in der Nähe befindlichen Naturschutzgebiet „Heinsener Klippen“ eine komplette natürliche Vegetationszonierung vom Fluss über die Aue bis zu typischen Buchenwäldern des niedersächsischen Hügellandes entwickeln können  - einzigartig an der gesamten Oberweser! Die Maß- nahmen wirken quasi als Initialzündung und das Gebiet wird eigendynamisch, also ohne menschliche Eingriffe, weiterentwickeln.


Von der Renaturierung der Weseraue am Heidbrink wird nicht nur die Natur profitieren, auch die zahlreichen Radfahrer und Spaziergänger werden die Entwicklung der Fläche beobachten und sich zukünftig an der Vielfalt und Schönheit des Gebietes erfreuen können. Nicht zu vergessen ist auch die Bedeutung der Maßnahme für den Hochwasserschutz. So wurde durch die Entnahme des Bodens zusätzlicher Retentionsraum geschaffen, was zur Dämpfung von Hochwasserspitzen führen wird.