Am 3. Juni 2015 stand im Täglichen Anzeiger Holzminden:

Im Gänsemarsch durch den Märchenwald

NABU bietet bei Wanderung Einblick in die typischen Kalkbuchenwälder

Im Gänsemarsch durch den Märchenwald (Foto: Henning Städtler)
Im Gänsemarsch durch den Märchenwald (Foto: Henning Städtler)

Die NABU-Gruppen Dassel-Einbeck, Holzminden und Harzvorland hatten gemeinsam eingeladen. Bei schönem Wanderwetter und angenehmen Temperaturen konnten 40 Wald-Gäste auf dem Weg vom Hubeparkplatz zum Märchenwald  einen Blick in die typischen Kalkbuchenwälder des Stadtwaldes werfen. Zunächst konnten die Besucher einen ca. 30jährigen und 80 - 100jährigen, forstwirtschaftlich gepflegten Buchenwald in Augenschein nehmen. Waldwirtschaftliches Ziel ist es, möglichst viele gute, glatte, astfreie Stämme zu erziehen. Krone und Stammstärke müssen in einem gut ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.  Makel an den Bäumen, wie z.B. Drehwuchs, Zwieseligkeit oder Krummschaftigkeit, sollen bei der Wahl der besten Zuwachsträger vermieden werden. Qualitativ sollen schlecht geformte Bäume bei der Durchforstung entnommen werden und die qualitativ besten Bäume gefördert werden.


Den Blick in die Wirtschaftswälder in der Nähe des Märchenwaldes fanden die Teilnehmer sehr wichtig, um die Unterschiede zum Märchenwald verstehen zu können. Vergeblich wird man hier nach schlanken Buchen, Eschen oder Bergahornen suchen, stattdessen begegnen einem breitkronige, tief beastete, auch schief wachsende Bäume.

Einbeere im Märchenwald (Foto: Henning Städtler)
Einbeere im Märchenwald (Foto: Henning Städtler)

In den Wirtschaftswäldern konnten die Märchenwaldbesucher höchsten zwei Baumschichten aus Hauptbestand und einer bodennahen Schicht aus Naturverjüngung feststellen. Im Märchenwald wurde nach und nach klar, dass vertikale Strukturen und viele kleinflächige Baumschichten zu erkennen sind. Die große Menge von stehenden und liegenden Totholzbäumen beeindruckte die Waldbesucher. 40 bis 60 Kubikmeter pro Hektar sind erforderlich, um das Artenspektrum dauerhaft zu erhalten. Das Vorkommen von seltenen Käferarten, Flechten, Pilzen, Moosen und Blütenpflanzen zeigt die Abhängigkeiten vom Totholz.

 

Einige Teilnehmer hatten bereits Erfahrungen im „Neuenburger Urwald“ oder im „Hasbruch“  gesammelt, also Wälder, die sich zu urwaldartigen Flächen hin entwickeln sollen, wie der Märchenwald auch. Der Fund von jeder seltenen Art ist ein Hinweis auf die lange Waldtradition des Märchenwaldes. Einige Urwaldrelikte (Pflanzen wie Tiere) untermauern diese nachhaltigen Vorkommen.

 

Eine Weiserpflanze für alte Waldflächen ist z. B. die Einbeere (Paris quadrifolia),  von der einige Exemplare auf dem Pfad durch den Märchenwald gezeigt werden konnten. In der Mitte der vier quirlartig angeordneten Laubblätter sitzt eine unscheinbare Blüte mit einem blauschwarzen Stempel, aus dem im Spätsommer eine dunkelblaue Beere wächst. Im Mittelalter wurde diese merkwürdig anmutende Pflanze zum Zaubern benutzt. Die sehr giftige Beere wird von den meisten Tieren gemieden. Die Naturfreunde waren letztendlich von dem Vorhaben (Entwicklung zum Urwaldartigen) im Märchenwald begeistert und traten mit einer neuen Sicht auf den Wald die Heimreise an.


Autor: Henning Städtler

 

Mehr Informationen erhält man unter www.maerchenald-einbeck.de