Das NABU-Schutzgebiet 26 "Holzbergwiesen"

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

Das NABU-Schutzgebiet 26  "Holzbergwiesen"

 

liegt westlich der Straße zwischen Stadtoldendorf und Linnenkamp, ist ein Teil des ehemaligen Standortübungsplatzes, 53,566 ha groß und seit 30.11.2011 im Eigentum der NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe".

 

Beschreibung:  Die Fläche liegt beinahe vollständig innerhalb des FFH-Gebiets „Holzberg bei Stadtoldendorf, Heukenberg“ sowie des SPA-Gebiets „Sollingvorland“ (4022-431). Das Naturschutzgebiet „Holzbergwiesen“ grenzt unmittelbar im Süden, Westen und Osten an die Liegenschaft.

 

Schutzziele:  Ziel ist der Erhalt der extensiv bewirtschafteten Magerrasen und des mesophilen Grünlands mit den darin erhaltenen Landschaftselementen, wie Hecken, Sträucher, Quellsümpfe und Solitärbäume. Durch eine extensive weitere Nutzung ohne Düngung und Pestizideinsatz, sowohl als Mähwiese als auch durch Beweidung, werden der Strukturreichtum und damit die hohe Biodiversität nachhaltig gefördert. Quellsumpfstandorte sollen weiterhin offen gehalten werden.


Fotos: Klemens Harazim


Naturschutzland in NABU-Hand -

Übernahme von Flächen am Holzberg

von Karsten Dörfer und Stefan Jacob

Foto: Klemens Harazim
Foto: Klemens Harazim

In enger Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzorganisationen ist es dem NABU im Jahr 2007 gelungen, Politikern von CDU und SPD die Bewahrung unseres Nationalen Naturerbes nahe zu bringen. Ähnlich wie einige Jahre zuvor schon bei der rot-grünen Bundes-regierung für Flächen des ehemals volkseigenen Vermögens der DDR wurde in den Koalitionsvertrag der jetzigen Bundesregierung aufgenommen, dass der Bund wertvolle Naturschutzflächen im Umfang von 125.000 Hektar nicht meistbietend verscherbeln darf, sondern den Ländern und Naturschutzorganisationen unentgeltlich zur Übernahme anbieten muss.

 

Erneut ergibt sich also eine große Chance, durch Flächenübernahme wertvolle Naturparadiese vor einer intensiven kommerziellen Nutzung zu retten und für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt zu bewahren. Dieses Mal sollen vor allem artenreiche Trockenrasen, extensiv genutzte Grünlandflächen sowie Seen und Moore gesichert werden, die auf ehemaligen militärischen Übungsplätzen liegen.

Das NABU-Präsidium hat daher entschieden, über die NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“ noch mal 6.000 Hektar aus diesem Flächenpool zu übernehmen, vorausgesetzt, es gelingt der Stiftung, in den kommenden Monaten die erforderlichen Erwerbsnebenkosten aufzubringen und eine Perspektive für die nachfolgende Finanzierung der laufenden Flächenkosten zu entwickeln.

 

Vor diesem Hintergrund hat sich der NABU Holzminden entschieden, die Patenschaft für ein in dem Flächenpool enthaltenes knapp 54 Hektar großes Gebiet am Holzberg bei Stadtoldendorf zu übernehmen und somit für die Erwerbsnebenkosten, wie Notargebühren, Grunderwerbssteuer und Grundbuchgebühren, aufzukommen. Darüber hinaus wird der NABU Holzminden in Abstimmung mit der Stiftung das Flächenmanagement ausführen. So werden wir durch die kontinuierliche naturschutzfachliche Betreuung und ein langfristig angelegtes Nutzungskonzept  - angestrebt ist die Fortführung der Schafbeweidung -  maßgeblichen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Gebietes haben.

 

Dieser  - ungefähr dreieckige -  westlich der Straße zwischen Stadtoldendorf und Linnenkamp gelegene Teil des ehemaligen Standortübungsplatzes hat beträchtliche Ausmaße: Die kurzen Seiten des Dreiecks sind rund 900 bzw. 1.000 Meter lang, von der Süd-Ost-Ecke auf 305 Meter Höhe bis immerhin 80 Meter tiefer gelegenen Nord-West-Zipfel läuft man sogar über 1,5 Kilometer. Die gesamte Holzmindener Altstadt würde dort bequem hineinpassen!

 

Von der Passhöhe zwischen Waseberg und Holzberg bietet sich nach Nordwesten ein großartiger Blick über das Gelände: Im Spätsommer, wenn das Gras wärmere Farben angenommen hat, entsteht durch das Wechselspiel zwischen Grasland, Einzelbäumen und zahlreichen Baumreihen, die das Terrain unregelmäßig durchziehen und reich und locker gliedern, fast die Illusion einer Savannenlandchaft, besonders, wenn Hunderte von Schafen die Kulisse beleben.

 

Das Grasland besteht vor allem aus Weiden, daneben gibt es Brachen und gemähte Wiesen. Nährstoffarm und blütenreich sind nur wenige Flächen, vor allem die steilen Hänge im Süden. Aber selbst die nährstoffreichsten Bestände heben sich noch sehr positiv von einer übernutzten Intensivgrünland-Parzelle im direkt angrenzenden Naturschutzgebiet ab! An vielen Stellen warnen Binsen und Seggen den Neugierigen vor nassen Füßen, hier und dort finden sich Herbstzeitlosen in großer Zahl. An Parzellengrenzen und entlang von Bachläufen, die z.T. in tiefen Schluchten fließen, ziehen sich Baum- und Strauchhecken durch das Gelände, im Nordwesten ergänzt durch kleine Gehölze.

 

Der extensive  - in Teilbereichen kaum regelnd beeinflusste -  Pflegezustand mit seiner hohen landschaftlichen und strukturellen Vielfalt von trocken bis nass, vor karg bis nährstoffreich, von offen bis dicht bewachsen usw. lässt eine herausragende Biodiversität bei Insekten und anderen Kleintieren erwarten. Zahlreiche Vogelarten wurden dort schon beobachtet, darunter Baumpieper, Bekassine, Braunkehlchen, Dorngrasmücke, Gartenrotschwanz, Goldammer, Neuntöter, Raubwürger, Rebhuhn, Steinschmätzer oder Greifvögel wie Rotmilan, Mäuse-, Raufuß- und Wespenbussard.

 

Die zahlreichen und z.T. seltenen in dem Gebiet beobachteten Tier- und Pflanzenarten belegen eindrucksvoll, welche Bedeutung die Flächen am Holzberg für den Naturschutz haben. Zwar sind die Erwerbsnebenkosten mit rund 1.600 Euro im Verhältnis zur Flächengröße sowie dem ökologischen Wert des Gebietes ausgesprochen gering, dennoch stellt der Betrag für uns eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung dar. Durch die vielseitigen Aktivitäten des NABU Holzminden im Arten- und Biotopschutz sowie in der Umweltbildung, die natürlich auch Geld kosten, ist unser finanzieller Spielraum recht eingeschränkt.

 

Auch wenn Sie durch Ihre Mitgliedschaft bereits einen wichtigen finanziellen Beitrag für unsere Arbeit leisten, möchten wir Sie ausnahmsweise bitten, uns mit einer zusätzlichen Spende dabei zu unterstützen, diese einmalige Chance zu nutzen und das Nationale Naturerbe auch im Landkreis Holzminden zu bewahren.


Holzbergwiesen endlich im NABU-Eigentum

Herbstzeitlose (Foto: Tanja Frischgesell)
Herbstzeitlose (Foto: Tanja Frischgesell)

Am 30. November 2011 wurde in Berlin der Schenkungsvertrag zwischen der NABU-Stiftung "Nationales Naturerbe" und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) unterzeichnet. Die "Holzbergwiesen bei Stadtoldendorf" und der "Altendorfer Berg bei Einbeck" sind die ersten ehemals militärisch genutzten Flächen in Niedersachsen und somit auch in den alten Bundesländern, die vom Bund an eine private Naturschutzorgansisation übertragen wurden. Vorausgegangen waren lange Verhandlungen zwischen der NABU-Stiftung, der BImA und Behörden des Bundes und der einzelnen Länder, um einheitliche Rahmenvereinbarungen für alle Flächen zu schaffen.

 

Das Leitbild für die zukünftige Entwicklung und Pflege der Holzbergwiesen wurde anhand der Informationen des NABU Holzminden erstellt und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geprüft. Mit der Übertragung von 53,8960 ha hat sich die Betreuungsfläche des NABU Holzminden fast verdoppelt.